Augsburger Allgemeine Zeitung, 3.11.2004
Bund für Geistesfreiheit ehrt den Bibelkritiker Franz Buggle
Von unserem Mitarbeiter Claudius Wiedemann
Zu seinem 200. Geburtstag hatte dieses Jahr die Deutsche Post eine Sondermarke von Ludwig Feuerbach herausgebracht. Der Religionskritiker steht in kirchlichen Kreisen immer noch in der Kritik. Für frei denkende Menschen wie den Bund für Geistesfreiheit (bfg) jedoch ist Feuerbach Vordenker einer lebenswerteren Welt. Deshalb verlieh der bfg bereits zum zweiten Mal seinen LudwigFeuerbach-Preis, jetzt an den Psychologen und Bibelkritiker Prof. Franz Buggle.
Kurt Schobert, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben, bekräftigte in seiner Laudatio im Zeughaus, wie konsequent der Freiburger Psychologieprofessor die Diskriminierungen der katholischen und evangelischen Kirchen entlarve, die im Laufe der Jahrhunderte an Menschenrechtsverletzungen' kaum etwas ausgelassen hätten. "Sie haben dargestellt, dass viele TextsteIlen der Bibel in hohem Maße inhuman und mit heutigen demokratischen Werten nicht mehr vereinbar sind", sagte Schobert. So würden Kriege gegen anders gläubige Völker empfohlen oder für gut geheißen. Alles dies könne man nicht mehr akzeptieren.
Demokratie bedroht
Dass Buggle diese Schwächen der Bibel in seinem Buch "Denn sie wissen nicht, was sie glauben" (1992) wissenschaftlich erforscht und herausgearbeitet hat, nannte Schobert ein großes Verdienst. "Sie haben damit praktisch die Bibel vom Sockel der Unantastbarkeit herunter geholt." Genau darin treffe er sich auf ideale Weise mit dem Namensgeber des Preises. Prof. Buggle zeigte sich hoch erfreut über die Ehrung und bekräftigte im Sinne eines Weltfriedens seine These zur Religionskritik: "Fundamentalismus in jeder monotheistischen Religion bedroht unsere Demokratie. Was in Amerika im Namen der Religion derzeit passiert, ist erschreckend", sagte er. Das müsse bewusst gemacht werden. ,,Aber leider versagen hier die Intellektuellen. Wir streiten uns darüber, ob wir dass mit ß oder ss schreiben", bedauerte Buggle.
Der bfg-Vorsitzende Gerhard Rampp skizzierte Feuerbachs Bezüge zu Augsburg. So hatte der bedeutendste Religionskritiker des 19. Jahrhunderts mehrmals in der Stadt Vorträge gehalten. Ein Schüler musste gar eine Woche ins Gefängnis, da er Feuerbachs Thesen bekräftigt hatte. In diesem Zusammenhang kritisierte Rampp, dass in Augsburg zwar ein Friedenspreis vergeben würde, die Entscheidung darüber aber rein in den Händen der beiden christlichen Kirchen liege.
Muslime und Konfessionsfreie seien von diesem Friedensprozess ausgeschlossen. Dies störe trotz Nachfrage die Stadt nicht, wie Kulturreferentin Leipprand Rampp gegenüber bekundet habe. Feuerbach habe stets eine positive rein diesseitige Ethik geschaffen für das friedliche Zusammenleben der Menschen.